KI Preisreport Juni 2020

Technische Thermoplaste Juni 2020: Notierungen erreichen rekordverdächtige Tiefstände / Erzeuger stemmen sich mit wenig Erfolg gegen den Preisverfall / Nachfrage belebter, bleibt aber schwach / Hoffnungsschimmer Automobilbau

Das zweite Quartal war für die technischen Thermoplaste ein einziges Desaster, insbesondere für den Automobilbau. Die Nachfrage erholte sich bis Ende Juni kaum. Die mittlere Auslastung der dem Automobilbau nahestehenden Werke rangierte um 30 Prozent, also etwas besser als erwartet. Bereiche wie Hausgeräte und Bau wirkten stabiler, gaben jedoch inzwischen ebenfalls Boden preis. Der einzige Lichtblick waren Plattenwerkstoffe, die für Schutzmaßnahmen benötigt werden.

Das trotz massiver Anlagendrosselungen weltweit bestehende Überangebot bei vielen Sorten sorgt für aggressive Preisbildungsansätze, der Trend ging deshalb bei der Mehrzahl der berichteten Typen weiter abwärts. Bei einzelnen Abnehmern hat das Preisniveau inzwischen einen historischen Tiefststand erreicht. Bei Verarbeitern im Autosektor hört man von Listing-Gebühren ganz wie im Supermarkt. Ausnahmen waren POM und PBT sowie modifizierte Polyamidtypen, die jeweils nach Bedarf produziert werden und deshalb kaum Spielraum für Nachlässe hatten.

Das Ende der Kurzarbeit bei VW schickte Anfang Juli einen Seufzer der Erleichterung durch die Autobranche. Die Auslastung der Werke – ob OEM oder Zulieferer – ist jedoch noch stark uneinheitlich. Während manche Produktionen auf Volllast laufen, dümpeln andere auf niedrigem Niveau vor sich hin. Deshalb sind Verarbeiter meist nicht gewillt, Preisaufschläge zu akzeptieren.

Die steigenden Vorproduktpreise in der Aromatenstrecke werden von den Erzeugern herangezogen, um die Erhöhungsforderungen zu begründen, die unweigerlich kommen werden. Die Produzenten werden alles versuchen, um die meist tief stehenden Preise wenigstens nicht weiter fallen zu lassen.

 

Standard-Thermoplaste Juni 2020: Preise drehen wieder nach oben / Höhere Vorproduktkosten nur selten im vollen Umfang eingepreist / Einsetzende Urlaubszeit bremst Nachfrage / Weitere Aufschläge im Juli abzusehen

Im Juni endete bei allen Standard-Thermoplasten der Preisverfall der Vormonate. Im Windschatten der anziehenden Vorproduktpreise für Ethylen, Propylen, Styrol und Paraxylol drehten die Notierungen wieder nach oben. Allerdings konnten die Produzenten nur selten die gesamte Kostensteigerung an die Abnehmer weiterreichen. Denn viele Verarbeiter hatten in der Tiefpreisphase Material gebunkert und reagierten nun entsprechend zurückhaltend.

Bei Polyethylen wurde der Anstieg der C2-Referenz (60 EUR/t) nur bei den PE-LD- sowie C6-Folien komplett eingepreist, bei Polypropylen der Aufpreis von C3 (ebenfalls 60 EUR/t) lediglich bei PP-H. Abnehmer aus dem Verpackungssektor saßen auf recht ordentlichen Lagermengen, zudem bremste der höhere Preis den Abfluss in die Verarbeitungsstrecke. Im Agrarsektor sorgten hingegen die Regentage der zweiten Junihälfte für Wachstumsimpulse, Folien für den Lebensmittel- und Hygienesektor zeigten sich weitgehend stabil, und der HD-Mengenabfluss in die Automobilanwendungen blieb weiterhin sehr schwach.

Die PVC-Erzeuger gaben beim Basismaterial den Kostenanteil des C2-Aufschlags in vollem Umfang an die Kunden weiter, während bei S-PVC (U) die Kostenstabilität der Beimischungskomponenten die Preisanhebungen geringer ausfallen ließ. Bei den Styrolkunststoffen gelang es nur einigen Anbietern, den SM-Aufpreis von 64 EUR/t in die Juni-Preise für PS und EPS einfließen zu lassen. Meist mussten sich die Anbieter mit etwas geringeren Aufschlägen zufriedengeben.

Die PET-Notierungen erhielten Unterstützung durch den moderaten PX-Anstieg. Den Anbietern gelangen erste Anhebungen insbesondere in den kleinen Nischen am oberen Rand der KI-Range. Der weit überwiegende Teil der Abnahmen wurde aber im Rollover abgewickelt. Den europäischen Produzenten half dabei das weiter ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis der Kunden, die Importangebote meist verschmähten. Letztlich blieben die Abnahmen trotz leichter Belebungszeichen weiterhin gedämpft durch die anhaltende Viruskrise.

Mit der beginnenden Urlaubszeit dürfte die Nachfrage nach Standard-Thermoplasten im Juli eher schwächer tendieren. Außerdem werden die steigenden Preise die Materialabnahme weiter hemmen. Hoffnung gibt auf der anderen Seite das Stützprogramm der Regierung, das das Kaufverhalten der Verbraucher positiv beeinflussen könnte. Bei den Preisen zeichnet sich angesichts steigender Vorproduktkosten derweil eine weitere Aufwärtstendenz ab. Die C3-Referenz verzeichnete im Juli einen Anstieg von 75 EUR/t. Die Kontraktvereinbarungen für Ethylen und Styrol lagen bis Redaktionsschluss noch nicht vor, aber auch hier waren Aufschläge aufgrund der gestiegenen Spotnotierungen bereits klar vorgezeichnet.