KI Preisreport Januar 2024

Technische Thermoplaste Januar 2024: Erst runter, dann leicht hoch – der Jahresanfang zeigt sich zweigeteilt / Weniger Importe, aber teurer / Einzelne Lagerauffülleffekte für Februar erwartet

Der Januar 2024 präsentierte sich zweigeteilt: In der ersten Monatshälfte gingen die Notierungen bei etlichen Typen deutlich spürbar zurück. Denn obwohl sich der Benzolkontrakt um 11 EUR/t verteuerte, war der Markt noch liquide. In der zweiten Hälfte dann ein gegenteiliges Bild: Die Preise drehten – und bei einigen Spezialprodukten landeten sie sogar im Plus.

Importe wurden spürbar weniger angelandet als zuletzt. Die Verteuerung der Logistikpreise aus Asien hatte hier großen Einfluss. Die europäische Produktion lief weiterhin nur gedrosselt. Die substanzielle Nachfrage war zwar weiterhin schwach. Doch hier und da sorgten leichte Lagerauffülleffekte sowie eine aufkeimende Sorge vor steigenden Preisen (Stichwort: Lieferketten-Chaos durch die Lage am Roten Meer) für etwas Belebung am Markt.

Der Benzolkontrakt für Februar wurde mit 214 EUR/t höher fixiert. Dies und weniger wettbewerbsfähige Importe dürften die Talfahrt der Notierungen stoppen und für einige Typen deutlich umkehren. Ausnahmen, wie etwa bei PBT oder POM, bestätigen dabei die Regel. Vielerorts ist genügend Lagerware vorhanden, so dass das Angebot trotz gedrosselter europäischer Produktion und weniger Importen lang bleiben dürfte. Da es keine substanziellen Veränderungen bei der Nachfrage von Seiten der Abnehmerindustrien zu geben scheint, werden die Verarbeiter weiterhin auf Sicht fahren und nur dann, wenn es Sonderangebote gibt, ihre Lager füllen.

 

Standard-Thermoplaste Januar 2024: Rollover bei den Vorprodukten führt auch bei den Polymerpreisen zu wenig Veränderungen / Unruhen im Roten Meer verzögern und verteuern die Importe / Aufschläge im Februar erwartet

 PE: Der Rollover der C2-Referenz galt als Richtschnur für viele Abschlüsse im Januar. Auch in der zweiten Monatshälfte kam es nur selten zu Aufschlägen bei Bestellungen, da viele Produzenten ihre Auftragsbücher vorzeitig schlossen und keine Order mehr annahmen. Europäische Produktionsanlagen liefen weiterhin nur gedrosselt. Aufgrund der Unruhen im Roten Meer verzögerten und verteuerten sich Importe deutlich. Einige Force-Majeure-Meldungen sorgten für Unruhe.

Auch ohne Fixierung des C2-Kontrakts kursieren bereits dreistellige Aufschlagsforderungen im Markt. Dies wird intensivere Verhandlungen provozieren, da Impulse bei der Nachfrage auf sich warten lassen und Verarbeiter sich den Aufschlägen widersetzen dürften. Ernsthafte Versorgungsengpässe werden nicht erwartet. Bei einzelnen Typen könnten sich Lieferzeiten etwas verlängern. Verarbeiter werden wohl vorerst auf Sicht fahren oder Bestellungen aussetzen und von den aufgebauten Beständen zehren.

Verarbeiter, die bislang vor allem auf günstige Importware gesetzt hatten, versuchen angesichts des Chaos in den Lieferketten nun doch, ihr Material vermehrt aus europäischer Produktion zu beziehen. Das dünnt für den Gesamtmarkt die Verfügbarkeiten aus.

PP: Nach dem Rollover von C3 gab es auch bei den Preisen für Polypropylen im Januar 2024 allenfalls nur geringfügige Veränderungen. Versuche der Anbieter, Aufschläge durchzusetzen, scheiterten in der Regel an der schwachen Nachfrage. Bei den verstärkten Compounds führte der geringe Bedarf sogar zu leichten Abschlägen.

Allerdings ändert sich nun die Gemengelage: Denn mehrere Erzeuger haben im Januar Orderstopps verhängt, um das Marktgefüge zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die Turbulenzen im Roten Meer spielen ihnen dabei in die Karten, da sich Importe durch die längeren Transportwege verzögern und verteuern werden. Mehrere Anbieter haben für Februar einen neuerlichen Versuch von Preiserhöhungen unternommen und bereits Aufschläge angekündigt, die im dreistelligen Bereich liegen. Auch wenn diese Forderungen wohl nicht in vollem Umfang durchgesetzt werden können, dürften die absehbaren Preiserhöhungen sicherlich über die Februar-Verteuerung von C3 (+15 EUR/t) hinausgehen.

PVC: Der bisherige Abwärtstrend der PVC-Notierungen hat im Januar ein Ende gefunden: Dem Rollover beim Vorprodukt Ethylen folgend, endeten auch viele Verhandlungen für das Basisprodukt mit einer Seitwärtsbewegung. Einzige Ausnahme waren die E-PVC-Pasten: Einige Kunden sahen nach den Jahresgesprächen noch Anpassungsbedarf, sodass deren Notierungen erneut Federn lassen mussten.

Der reduzierte Ausstoß europäischer Anlagen reichte aus, um den Bedarf zu decken. Zudem blieben Importe aus den USA für viele weiterhin unattraktiv. Dass aufgrund der aktuellen Situation im Roten Meer nun auch Importe aus Fernost nicht den gewohnten Weg nach Europa fanden, führte dazu, dass sich zumindest einige hiesige Erzeuger über das Anklopfen alter Kunden freuen konnten.

Auch im Januar blieb die Nachfrage verhalten: Zwar nahmen die Bestellungen der Verarbeiter zu Jahresbeginn wieder etwas zu. Dies lag jedoch an dem saisonüblichen Lageraufbau von Fertig- und Halbfertigwaren und nicht an einer wirklichen Belebung des Auftragseingangs.

Perspektivisch ist beim Basismaterial wiederum mit einem Rollover zu rechnen. Erste Preiserhöhungen bei den Zuschlagstoffen – oftmals begründet mit verzögerten und teureren Lieferungen aus Asien – könnten im Februar zu leicht festeren Notierungen bei den Compounds führen.

PS: Oberflächlich betrachtet war bei den Preisen der Styrolkunststoffe zum Jahresauftakt 2024 nicht viel los: Nach dem marginalen Rückgang der Styrol-Referenz (-5 EUR/t) blieben die Notierungen weitgehend unverändert. Bei PS gab es hier und da mal kleine Anpassungen nach oben oder unten, und bei EPS und ABS einigte man sich letzten Endes auf den Rollover oder – aufgrund der schwachen Nachfrage – auf leichte Abschläge. Alles in allem waren also allenfalls geringfügige Veränderungen zu verzeichnen.

Doch unter der Oberfläche begann es zu brodeln. Denn die Styrol-Spotnotierungen kletterten im Monatsverlauf steil nach oben, da sich der Ausstoß europäischer Anlagen durch Wartungen und unvorhergesehene Produktionsproblemen deutlich verringert hatte und sich auch das Vorprodukt Benzol verteuerte. Die Folge war ein kräftiger Anstieg der Februar-Referenz für Styrol (+190 EUR/t), der auch die Notierungen der Styrolkunststoffe wohl dreistellig nach oben treiben wird. Zudem werden sich auch zumindest bei ABS die Turbulenzen im Roten Meer auswirken: Durch die längeren Schifffahrtsrouten um das Kap der Guten Hoffnung verzögern sich Importe aus Fernost, und auch die Kosten steigen – Marktteilnehmer berichteten von Aufschlägen von bis zu 250 EUR/t. Europäische Produzenten wird’s freuen – denn höhere Preise für Importwaren stärken ihre Wettbewerbsposition gegenüber der asiatischen Konkurrenz.

PET: Der europäische PET-Markt zeigte sich im Januar 2024 zweigeteilt. Waren zu Beginn noch leichte Abschläge möglich, so änderte sich das mit der Eskalation der Auseinandersetzungen vor der Küste Jemens am Horn von Afrika schnell. Die zusehends umgeleiteten Schiffstransporte verzögerten und verteuerten Importe auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette. Zudem zogen die Grundpreise in Asien durch das stimulierende Konjunkturprogramm in China signifikant an.

Viele Verarbeiter sprangen notgedrungen auf europäische Waren um, die aber nach wie vor nur gedrosselt zu Verfügung standen. Engpässe wurden nun auch beim direkten Vorprodukt PTA sichtbar. In der Folge kam es am Ende des Monats teils sogar zu dreistelligen Aufschlägen. Im Monatsmittel sind Anhebungen von 60 bis 80 EUR/t zu konstatieren.

Unabhängig von der PX-Entwicklung stehen im Februar wohl weitere, zumindest moderate Erhöhungen bei PET ins Haus. Importe werden vermutlich weiterhin relativ teuer bleiben. Die gestiegenen Logistikkosten sind allerdings weitgehend eingepreist. Wie es in China weitergeht, wird sich erst in der zweiten Monatshälfte nach dem dortigen Neujahr zeigen – zumal nachdem nun auch Mexiko eine Anti-Dumping-Untersuchung auf chinesische PET-Importe eingeleitet hat. Zuvor hatten Europa und Südkorea bereits ähnliche Maßnahmen ergriffen.

In Europa ist zumindest von einer leichten Belebung in der Produktion auszugehen. Zugleich bleibt die Nachfrageaussicht in der Vorsaison unsicher.