Technische Thermoplaste September 2022: Der Markt ist durcheinander gewirbelt wie selten zuvor / Billige Importe aus Asien setzen die Preise unter Druck / Die darbende Nachfrage dürfte zu immer mehr Linienabstellungen führen
Der Markt ist durcheinandergewirbelt wie selten. Auf Seiten der Verarbeiter verschlechtert sich die Stimmung immer mehr. Es geht kaum noch etwas voran. Aus Asien wird immer mehr Material importiert, das so preisgünstig ist, dass die Spreizung der Notierungen absurde Umfänge erreicht. Grund für die Importe sind die verringerten Logistikkosten, die die Arbitragefenster weit offenstehen lassen.
Bei PC lief die europäische Produktion leicht gedrosselt und konnte trotzdem die Kontraktverpflichtungen gut bedienen. Weil der Benzol-Kontraktpreis für Oktober um 22 EUR/t angestiegen ist, dürfte das, zusammen mit den geforderten Energiekostenzuschlägen, zu deutlichen Aufschlägen führen. Dämpfende Wirkung werden möglicherweise die Importe entfalten.
Sorgenkind Nummer eins auf Seiten der Verarbeiter bleibt die Nachfrage. Sie ist in einzelnen Bereich um bis zu 60 Prozent in den Keller gerauscht. Mit wenigen Ausnahmen: Der Leuchtensektor, sofern er etwas mit Energiesparen zu tun hat, erlebt gerade einen kleinen Boom. Doch der übrige E&E-Bereich oder der Automobilbau ist schwach, schwächer, am schwächsten. Da die Verarbeiter finanziell kaum noch in der Lage sind, ihre Läger aufzufüllen, dürfte die Zahl der Linienabstellungen steigen.
Standard-Thermoplaste September 2022: Die Talfahrt der Notierungen setzt sich fort / Erzeuger stemmen sich mit Produktionskürzungen gegen den Preisverfall / Verarbeiter stehen zunehmend mit dem Rücken zur Wand / Keine Nachfrage in Sicht
PE: Die Talfahrt der PE-Notierungen hat sich im September fortgesetzt. Erneut gab der kräftige Rückgang der Ethylen-Referenz (-120 EUR/t) die Richtung vor. Allerdings zeigten die Anlagendrosselungen der Erzeuger bei vielen Werkstoffen bereits Wirkung: Trotz der schwachen Nachfrage konnten Produzenten in den Preisverhandlungen mit den Verarbeitern zumindest Teile ihrer Energiekostenzuschläge geltend machen. Die Karte der Anlagendrosselungen wollen die Produzenten auch im Oktober ausspielen, um ihre Forderungen nach der Einpreisung der Energiekosten Nachdruck zu verleihen. Sonst aber dürften die meisten Preisgespräche wohl mehr oder weniger auf einen Rollover hinauslaufen.
PP: Was wohl die Steigerung von „mit dem Rücken zur Wand stehen“ sein mag? Etliche Verarbeiter werden über eine ähnlich prägnante Formulierung sicher nicht nachdenken, auch wenn sie ganz real vor diesem Problem stehen. Fertigungslinien werden stillgelegt, ganze Abteilungen in Kurzarbeit geschickt und Zeitarbeitsverträge gekündigt. Erzeuger haben für den Oktober bereits neuerliche Energiekosten-Zuschläge von bis zu 200 EUR/t angekündigt. Dies dürfte im Markt aber nicht durchsetzbar sein, dafür ist die Nachfrage einfach zu schwach. Statt dessen dürfte ein Rollover wahrscheinlich sein. Insgesamt lässt die Nachfrage stark zu wünschen übrig.
PVC: Die PVC-Preise haben ihren Abwärtstrend im September 2022 fortgesetzt. Unter Druck gerieten auch die Notierungen der Coumpounds und Pasten. PVC-Hersteller und -Compoundeure versuchen, dem Preisverfall durch Produktionskürzungen gegenzusteuern. Da die Nachfrage unter den zunehmenden Rezessionssorgen aber ebenfalls leidet, zeigen diese Bemühungen nur geringe Wirkung. Konterkariert werden die Maßnahmen der Anbieter zudem durch den vermehrten Zufluss günstiger Importe. Vor diesem Hintergrund ist auch für den Oktober mit weiteren Preisrückgängen zu rechnen.
PS: Auch im September 2022 rauschten die Notierungen der Styrolkunststoffe – wie schon im August – mächtig nach unten. Im Windschatten der erneut abgesackten SM-Referenz verzeichneten sämtliche Werkstoffe dreistellige Preissenkungen. Den kräftigsten Absturz gab es bei EPS. Die Produzenten beharrten derweil auf der Einpreisung der Energiekosten, die zwischenzeitlich weiter nach oben geschossen waren. Energiekosten spielen auch in dem Preisgeschehen für Oktober eine gewisse Rolle. Hinsichtlich der schwachen Nachfrage nach allen Styrolkunststoffen ist derweil keine schnelle Besserung zu erwarten. Rezessionsängste drücken allerorten auf die Kaufbereitschaft, sowohl bei Verarbeitern als auch bei den Konsumenten in den Endmärkten.
PET: Der konjunkturelle Abwärtsstrudel setzte dem europäischen PET-Markt im September 2022 weiterhin heftig zu. Die europäischen Produzenten blieben trotz vieler Drosselungen und vorgezogener Wartungen auf ihren Mengen sitzen, die Lager begannen aus den Nähten zu platzen. Zugleich blieben günstige Importe weiterhin präsent. Die Preise verfielen entsprechend im Monatsverlauf. Der Oktober hält wohl für alle Marktbeteiligten starke Prüfungen bereit. Der Ausblick sieht in den Tunnel hinein, ohne dass die Länge des Dunkels absehbar wäre. Weitere dreistellige Abschläge erscheinen wahrscheinlich.