Technische Thermoplaste März 2021: Für Endabnehmer werden Kabel, Rohre und Scheinwerfer knapp / Deutlich dreistellige Aufschläge / Erzeuger können Nachfrage nicht bedienen / US-Anlagen sorgen für Hoffnungsschimmer
Die weltweite Verknappung in diversen Vorproduktstrecken – insbesondere aber bei ADN für PA 6.6 – hat Basispolymere in teilweise ungeahnte Höhen katapultiert. Die Compounds folgten meist auf dem Fuß. Nicht selten mussten Verarbeiter unter anderem von Polyamiden über das Quartal hinweg Preiserhöhungen in vierstelligem Umfang schlucken. Darüber hinaus machte sich bei der Mehrzahl der Sorten ein Engpass auch von Zuschlagsstoffen bemerkbar – unter anderem von Flammschutzmitteln und Glasfasern.
Das Angebot war in weiten Teilen katastrophal zu nennen. „Unverschämtheiten” seitens der Erzeuger wurden von Verarbeitern kolportiert, dazu Lieferzeiten bei Neubestellungen von wenigstens einem halben bis hin zu einem ganzen Jahr. Geliefert werden meist nur Teilmengen von 60 bis 80 Prozent der bestellten Ware. Verarbeiter versuchten durch höhere Bestellungen die tatsächliche Belieferung auf ein erträgliches Maß zu heben. Dieser Kniff hatte jedoch nur selten wirklich Erfolg.
Wie eng die Lage auch bei Endkunden ist, zeigen Hilferufe des sonst so zugeknöpften US-Autobauers GM: Sonst auf Wettbewerb getrimmte Leuchtenhersteller mögen sich doch bitte gegenseitig unter die Arme greifen, damit ausreichende Stückzahlen für die Autos an die Montagestraßen kommen.
Von möglicher Entspannung im April zu sprechen wäre verfrüht. Etwas Hoffnung liegt auf den US-amerikanischen Anlagen, die langsam wieder ins Spiel kommen – allerdings zur Gänze wohl erst Ende April/Anfang Mai. Die berichteten Sorten werden wohl meist noch leichte Nachwehen verzeichnen, vornehmlich am unteren Rand der Bänder. Ausnahme sind PA-Standardtypen für den Automobilbau, deren Preise bislang von Quartalsvereinbarungen geschützt wurden, aber zu Beginn des Q2 nach oben schnellen werden.
Standard-Thermoplaste März 2021: Teils kräftig dreistellige Aufschläge / Erzeuger diktieren vielfach die Preise / Verarbeiter leiden unter Materialengpässen / Weiterer Aufwärtstrend im April sicher
PE: Im März 2021 waren erneut kräftig dreistellige Aufschläge bei Polyethylen zu sehen, in der Spitze erreichten die Preiserhöhungen 360 EUR/t. Verarbeiter aus Branchen wie Lebensmittel, Hygienesektor und Bau hätten mit ausreichend Material deutlich mehr produzieren können. Im April werden sich die Erzeuger nicht mit der Kostenweitergabe des um 40 EUR/t höher fixierten Kontrakts für Ethylen zufriedengeben. Forderungen von 200 EUR/t liegen auf dem Tisch. Die Vorräte der Produzenten sind erschöpft, für die nahende Wartungssaison gibt es kaum Lagerreserven.
PP: „Man kann Preise nennen, wie man will – gebucht wird trotzdem.“ Diese Worte eines Anbieters beschreiben treffend die Situation bei Polypropylen: Es ist ein massiver Verkäufermarkt. Angesichts extrem eingeschränkter Verfügbarkeit und zahlreichen Allokationen sind Verarbeiter vor allem auf Mengensicherung bedacht. Bei PP Homo-Materialien sprang das obere Ende der KI-Bandbreite um 350 EUR/t nach oben, bei PP Copo waren es sogar 400 EUR/t. Ein Ende der Preis-Rallye ist nicht in Sicht. Der Markt wird im April extrem eng bleiben.
PVC: Neben der Weitergabe des anteiligen Kostenanstiegs bei Ethylen benötigten die PVC-Produzenten im März 2021 keine weiteren Argumente, um ihre Forderungen zu realisieren. Die Aufschläge lagen in der Spitze bei fast 200 EUR/t, allerdings kamen manche Abnehmer auch mit der Kostenweitergabe davon. Die Anlagenausfälle bei Weichmachern sorgten für zusätzliche Teuerung bei plastifizierten Compounds. Das im April um 40 EUR/t teurere C2 wird bei fortgesetzt enger Versorgungslage die Preise für Basismaterial weiter nach oben treiben. Bei den Beimischungskomponenten scheint sich die Lage hingegen langsam zu stabilisieren.
PS: Es sind noch nie da gewesene Preisaufschläge für Styrolkunststoffe: Um sage und schreibe 500 EUR/t verteuerte sich Polystyrol im März 2021, bei EPS lagen die Anhebungen nur wenig darunter. Maßgeblich für diese Preisexplosion war einzigartige Anstieg der Styrol-Referenz um 501 EUR/t. ABS steckte derweil etwas zurück, weil geringere Kostensteigerungen für die Komponenten Butadien (+20 EUR/t) und ACN (+120 EUR/t) die Aufschlagshöhe reduzierten. Im April kommen definitiv noch einmal dreistellige Aufschläge hinzu, nachdem Styrol im April um weitere 312 EUR/t anzog. Marktakteure rechnen aber damit, dass im Mai zumindest bei Styrol eine Trendwende einsetzen könnte.
PET: Insbesondere die Force Majeure für den sehr großen PTA-Standort im belgischen Geel gleich zu Beginn des Monats senkte die Verfügbarkeit des direkten Folgematerials PET signifikant. Da wie seit Monaten schon die europäische Versorgung über Importe schlecht blieb und zugleich die saisonale Nachfrage für die Flaschenfertigung mit Nachdruck begann, mussten die Käufer verstärkt um die verbliebenen Mengen buhlen. Derzeit scheint keine schnelle Änderung der prekären Marktlage in Sicht, eher ist im April mit weiterer Verengung und entsprechenden Anhebungen zu rechnen.