Technische Thermoplaste Juni 2024: Rollover und leichte Abschläge bestimmen das Bild / Nur PMMA entzieht sich dem Trend / Juli-Preise durch einsetzende Urlaubszeit unter Druck
Die allgemeine Nachfrageschwäche forderte ihren Tribut: Im Juni 2024 verzeichneten die technischen Thermoplaste leichte Abschläge oder hielten die Preise bestenfalls auf dem Vormonatsniveau. Einzige Ausnahme war PMMA, da Knappheiten beim Vorprodukt MMA und ein geringerer Umfang von Importen (und somit weniger Konkurrenz) für einen gewissen Preisauftrieb sorgten.
Generell blieb die Lage aber trist. Punktuell meldeten Teilnehmer der KI-Umfrage zwar leicht erhöhte Aufträge aus dem Automobilbau, aber bei anderen Marktakteuren blieben die Order aus diesem Sektor so mau wie zuvor. Ungewöhnlich schwach präsentierten sich derweil die Mengenabrufe aus der Baubranche.
Auch im Juli werden die Preise unter Druck stehen, denn die einsetzende Urlaubszeit wird die allgemeine Nachfragmisere wohl weiter verstärken. Hinzu kommt der Quartalswechsel, den Verarbeiter angesichts weicherer Notierungen für entsprechende Anpassungen ihrer Abnahmevereinbarungen nutzen werden.
Dem allgemeinen Trend wird sich PMMA aber wohl wieder entziehen. Denn die MMA-Knappheit ist nicht behoben, und die Konkurrenz durch Importe bleibt reduziert. Dies spielt den hiesigen Erzeugern in die Karten.
Standard-Thermoplaste Juni 2024: Abschläge gehen teils über die Monomerrücknahme hinaus / Schwache Nachfrage hält an / PET als Ausnahme fester und mit mehr Aufträgen / Vielfach weniger Importmengen im Markt
PE: Die Polyethylen-Varianten gaben im Juni im Umfang der Monomerverbilligung (-30 EUR/t) nach. Nur in wenigen Ausnahmefällen erreichten Produzenten in der ersten Monatshälfte geringere Abschläge, von der Monatsmitte an ließen sie dann meist die volle Weitergabe zu. Während die Anlagendrosselungen in Europa allmählich ihre Wirkung entfalteten, sorgten Importe für eine lückenlose Versorgung des Marktes. Nur in wenigen Anwendungsfeldern entfaltete der lange Produktionsmonat seine erhoffte Wirkung. Die Orderbücher vieler Verarbeiter sind vor der Ferienzeit spärlich gefüllt. Stimulierende Impulse werden kaum erwartet. Preislich sollte sich mit dem Rollover des Juli-Kontrakts nur wenig bewegen.
PP: Unter normalen Umständen hätten gleich vier Force-Majeure-Meldungen im Juni den Markt für Polypropylen wohl heftig erschüttert. Bei schwacher Nachfrage und gleichzeitig insgesamt gutem sonstigen Angebot ließen derlei Kalamitäten jedoch sowohl Verarbeiter als auch Erzeuger kalt. Die Rücknahme des C3-Kontrakts für Juni um 30 EUR/t wurde weitgehend durchgereicht, aufgrund der Nachfrageflaute ließen einige Anbieter zudem mit sich reden. Impulse aus den Anwendungssektoren fehlten fast zur Gänze. Der Propylen-Kontrakt für Juli zeigt einen Rollover, der angesichts eines balancierten Marktes zur Richtschnur auch bei den Polymer-Verhandlungen werden wird.
PVC: Die Nachfrage dümpelt bei üppigem Angebot lustlos vor sich hin. Über die Kontrakte hinaus war reichlich Material vorhanden, das die Produzenten auf Gedeih und Verderb in den Markt zu drücken versuchten. Impulse aus dem Bausektor blieben Fehlanzeige. Der Pharmabereich präsentierte sich stellenweise robust, Automotive tut sich nach wie vor schwer. Vom 12. Juli 2024 an wird die EU vorläufige Strafzölle auf S-PVC-Importe aus den USA und Ägypten erheben. Das dürfte die Menge der Importe drastisch reduzieren. Dennoch wird kein Materialengpass erwartet. Für den Juli rechnen Marktbeobachter mit nur wenig Bewegung, der Rollover bei C2 wirkt stabilisierend.
PS: Die Hoffnung auf Nachfragebelebung bei Styrolkunststoffen im Juni erfüllte sich nicht. Im Gegenteil: Die Nachfrage erhielt einen zusätzlichen Dämpfer, als Verarbeiter in Erwartung weiter fallender Preise Mengenbestellungen stornierten und nur das Nötigste kauften. Infolgedessen sahen sich viele Anbieter zu weiteren Konzessionen genötigt. Insbesondere bei Bestellungen in der zweiten Monatshälfte gingen die Abschläge daher oftmals über die reine Kostenreduktion hinaus. Im Juli musste die Styrol-Referenz abermals Federn lassen – und mit -138 EUR/t fiel der Rückgang sogar recht deutlich aus. Vor diesem Hintergrund sind für den Q3-Auftaktsmonat weitere Polymerabschläge vorprogrammiert.
PET: Die Nachfrage im europäischen PET-Markt hat sich im Juni 2024 deutlich gebessert. Diese traf auf geringe Rohstofflager bei Distributeuren, Händlern und vielen Verarbeitern. Wegen hoher Frachtraten und etlichen Verzögerungen fehlten die üblichen Importmengen, um den kurzfristig gestiegenen Bedarf befriedigend abzudecken. Entsprechend zogen die Preise im Monatsverlauf an, blieben unter dem Strich aber noch moderat. Die Marktlage wird sich eher weiter verengen, da Importe realistisch erst ab Ende August eintreffen können. Anbieter werden die Situation zur Margenverbesserung nutzen. Trotz steigender Rohstoffkosten ist die Grundstimmung erstmals in der Post-Corona-Zeit wieder spürbar positiv.
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