KI Preisreport Juli 2021

Technische Thermoplaste Juli 2021: Urlaubszeit und geringere Nachfrage aus Autoindustrie sorgen aktuell für relative Entspannung / Doch ein heißer Herbst droht / Kurzglasfasern bleiben Problemkind

Stress und Hektik kennzeichneten das zweite Quartal. Momentan macht sich im Markt etwas Entspannung breit: Wie sich in den Vormonaten bereits abzeichnete, sind in den Automobilwerken die Montagebänder auf niedrigere Taktung geschaltet worden. Grund dafür war der Chipmangel. Das hat die Nachfrage von der Automobilseite her etwas beruhigt. Hingegen waren in den Branchen E+E und Bau kaum Ermüdungserscheinungen in den Abrufen erkennbar. Panikkäufe lassen sich jedoch aktuell nur noch selten beobachten.

Zumindest in Europa hat sich auch die Versorgung mit Bisphenol A (BPA) leicht entspannt. Problemkind Nummer Eins ist und bleibt jedoch die Kurzglasfaser: Der Markt ist wie leergefegt, und nachgefragt wird sie an allen Ecken und Enden. Und bei PA 6.6 natur droht neuerliches Ungemach: Die Kosten für Butadien haben sich nochmals deutlich erhöht. Das wird sich unweigerlich auch in einer Preissteigerung für das Basispolymer 6.6 niederschlagen.

Insgesamt halten sich zahlreiche Produzenten in der Urlaubszeit bedeckt. Doch im September dürfte die Situation schon wieder ganz anders aussehen: Wenn die Forecasts der Autoindustrie vorliegen, dürfte das muntere Schrauben an der Preisspirale wieder losgehen.

Standard-Thermoplaste Juli 2021: Entspannung auf breiter Front – der Urlaubssaison sei Dank / ABS und PVC bleiben aber Problemkinder / Mancher bange Blick in die Zukunft: Was bringt der Spätsommer?

PE: Etliche Marktbeobachter haben sich in ihrer Einschätzung zu Beginn des Monats vertan. Ihre Erwartung, dass sich die hohen dreistelligen Preisreduktionen aus dem Spotmarkt auch in den Kontraktpreisen wiederfinden würden, erfüllte sich nicht. Stattdessen differenzierte sich das Verhältnis aus Nachfrage, Angebot und Preis weiter aus. Die Importe haben die Mengen bei bestimmten Qualitäten unterstützt. Hier kam es zu höheren Preisreduktionen, wie etwa im PE LD- oder auch im PE LLD (C4)-Bereich. Wo Importware (etwa bei PE Rohr 80 oder 100) fehlte, musste sich der Markt mit einem Rollover begnügen. Bei C6- und C8-Folienqualitäten konnten auch nur am oberen Rand der Preisskala Reduktionen in kleinem Umfang erzielt werden. Für die unteren Notierungen reichte es noch zu einem Rollover. Der August wird von der Feriensaison geprägt sein. Die Nachfrage könnte daher reduziert ausfallen. Die Preise dürften sich auf einem ausgeglichenen bis leicht fallenden Level wiederfinden. Sollte in Europa die defekte Naphtha-Leitung noch mehr Unternehmen in ein Force Majeure treiben, wird das eine starke Veränderung der Prognose nötig machen.

PP: Die meisten Polypropylen-Typen haben nach der monatelangen Rallye die bisher erreichten Rekordpreise nicht mehr halten können. Einzig bei PP Copo Folien blieben die Notierungen im Juli 2021 stabil, die übrigen Qualitäten verzeichneten trotz der gestiegenen C3-Referenz (+40 EUR/t) Abschläge. Generell ist dabei zu konstatieren, dass vor allem Preisspitzen gekappt wurden. Zudem fielen die Reduktionen beim besser verfügbaren PP Homo deutlicher aus als bei PP Copo, wo sich die Versorgungslage etwas zögerlicher verbessert, und bei den von Produktionsabstellungen der Automobilindustrie betroffenen Spritzgießtypen gaben die Preise stärker nach als bei den Folienqualitäten. Eine gegenläufige Tendenz verzeichneten derweil die Compounds: Bei Abnahmevereinbarungen auf Monomerbasis bewirkte der C3-Anstieg einen Fensterwechsel, während Käufer mit Referenz auf Standard-PP etwas weniger zahlen mussten als im Vormonat. Im August werden die Anbieter von Standard-PP wohl versuchen, die neuerliche C3-Verteuerung (+58 EUR/t) einzupreisen. Dies dürfte angesichts der schwachen Nachfrage in der Urlaubszeit aber nicht breitflächig umzusetzen sein. Bei den Compounds dürfte sich unterdessen die Preistendenz des Juli im August fortsetzen: Vereinbarungen auf C3-Basis machen einen weiteren Fensterwechsel nach oben, und Abnahmen mit Polymer-Referenz werden wohl weitere Abschläge verzeichnen.

PVC: Wo soll das nur enden? Die Preise für PVC streben auch im Juli 2021 unbeirrt weiter nach oben, nunmehr bereits den 14. Monat in Folge. Hoffnungen auf eine verbesserte Versorgungslage zerschlugen sich, die extreme Materialknappheit bei einer ungebrochen hohen Nachfrage bleibt somit das dominierende Thema. Seit Beginn der Rallye im Juni vergangenen Jahres ist der KI-Durchschnittspreis für S-PVC-Basismaterial um 92 Prozent gestiegen. Ein Rekord jagt den anderen.

Und auch der August wird wohl keine Entlastung bringen. Die Nachfrage bleibt hoch, da viele verarbeitende Unternehmen auch in der Urlaubszeit die Produktion hochhalten. Materialengpässe treiben die Preise weiter hoch, auch für die Compounds. Dort beeinträchtigt der Mangel an Zuschlagsstoffen – das Chaos in der Schiffslogistik sorgt allseits für massive Lieferverzögerungen – zusätzlich die Produktion.

PS: Der deutliche Rückgang der Styrol-Referenz im Juli (-208 EUR/t) ließ die Preise für Styrolkunststoffe weiter nach unten tendieren. Allerdings gestaltete sich die Bemessung der Abschläge recht unterschiedlich. Während sich die Preissenkungen bei Polystyrol an der SM-Reduktion ausrichteten und in der Distribution zum Teil sogar darüber hinausgingen, beließen es die EPS- und ABS-Anbieter bei verhältnismäßig geringen Ermäßigungen. Diese Preisentwicklung spiegelt recht gut die allgemeine Versorgungslage wider: Bei Polystyrol hat sich die Versorgungslage inzwischen halbwegs wieder eingerenkt, während bei EPS und ABS weiterhin gravierende Lieferengpässe herrschen. Im August findet die kurze Preiskorrektur, die nach der mehrmonatigen Hausse gerade einmal zwei Monate dauerte, wohl erst einmal ihr Ende. Denn die Styrol-Referenz drehte nun wieder nach oben (+36 EUR/t). Im Windschatten dessen könnte Polystyrol wieder etwas nach oben tendieren, sofern der Markt nicht eine weitere Korrektur des immer noch sehr hohen Preisniveaus einfordert. Schlechtere Karten haben die Abnehmer in den unterversorgten Märkten für EPS und ABS – in Anbetracht der massiven Engpässe werden sich die Anbieter kaum mit einer reinen Kostenweitergabe begnügen.

PET: Nur noch leichte Korrekturen bei sehr hochstehenden Preislagen traten im Juli 2021 in den europäischen PET-Märkten zu Tage. Die Kostenseite trieb durch die steigenden Ölpreise auf, das dadurch gebildete Fundament verhinderte ein weiteres Abrutschen der Notierungen. Andererseits konnten die Anbieter aber auch keine Erhöhungen umsetzen, da die Nachfrage recht verhalten blieb. Die optimistischen Hoffnungen auf stark steigenden Bedarf wurden durch das regnerische Tief im Verbund mit der anlaufenden vierten Pandemiewelle unterspült. Da aber auch die Importlage desolat blieb, konnten die Abnehmer nur noch bei sehr hochstehenden Niveaus leichte Abschläge erreichen. Die absehbaren Steigerungen bei PX und möglicherweise auch MEG wollen die PET-Produzenten im August gerne an die Kunden weitergeben. Zumindest Teile der Forderungen könnten wohl verfangen. Ausschlaggebend für die Höhe der Aufschläge wird die Nachfrageentwicklung sein, die nach derzeitiger Einschätzung eher gedämpft ausfallen wird.