Technische Thermoplaste Dezember 2020: Preiserhöhungen bei allen Typen / Durchweg geringes Angebot ohne Aussicht auf Besserung / Preis für PA 6.6 droht Allzeithoch im Januar
Nachdem Verarbeiter von Polycarbonaten und Polyamiden bereits im November Preiserhöhungen akzeptieren mussten, wurden im Dezember sämtliche berichteten technischen Thermoplaste mit Aufschlägen versehen. Am deutlichsten fielen diese mit bis zu 160 EUR/t bei PA 6.6 aus. Lieferschwierigkeiten eines großen US-amerikanischen Herstellers von ADN haben hier weltweit für eine zusätzliche Verknappung der ohnehin begrenzten Produktion von PA-6.6-Rohstoffen gesorgt. Die Lagerbestände schrumpften gegen Null, was neben höheren Preisen zu deutlich längeren Lieferzeiten führte. Verschiebungen und Teillieferungen prägten das Bild.
Nicht viel besser war die Versorgungslage bei PC. Aufgrund der Corona-Pandemie mangelte es Produzenten hier weiterhin an Personal, sodass nicht mit voller Kapazität produziert werden konnte. Lange Lieferzeiten waren die Folge, teils konnten Bedarfe nicht gedeckt werden. Einschränkend wirkten zudem Ausfälle bei der Verfügbarkeit des Vorproduktes Bisphenol-A.
Dem durchweg knappen Angebot stand eine insgesamt gute Nachfrage gegenüber. Zwar haben die Weihnachtsfeiertage in vielen Abnehmersegmenten den Bedarf gebremst, doch wurde im Vorfeld munter eingekauft, um auch die Läger zu befüllen. Zu nennen sind hier unter anderem die Automobilindustrie, Hersteller von Weißer Ware und anderen Hausgeräten sowie der E&E-Bereich.
Im Ausblick auf den Januar ist hinsichtlich der Angebotslage keine Besserung in Sicht. Im Verbund mit weiteren Preissteigerungen bei den Vorprodukten ist daher mit neuerlichen Aufschlägen zu rechnen, zumal dann auch der Quartalsschutz aufgehoben ist. PA 6.6 natur könnte erstmals die Marke von 5.000 EUR/t knacken. Die bislang höchste Notierung wurde hier mit 4.940 EUR/t rund um den Jahreswechsel 2018/19 erreicht.
Standard-Thermoplaste Dezember 2020: Mit Ausnahme von PET teils deftige Aufschläge / Brexit und Pandemie sorgen für Angstkäufe / Engpässe bei Styrolkunststoffen und PVC bleiben bestehen / Im Januar weiter aufwärts
Die Preise für Polyethylen-Materialien stiegen im Dezember 2020 teils deutlich stärker als die Kosten für das Vorprodukt Ethylen, das um 20 EUR/t zulegte. Je nach Aufschlag im Vormonat kam mehr oder weniger zusätzliche Margenverbesserung bei den Verarbeitern an. Insbesondere bei LD-Folien heizten Angstkäufe der Briten und pandemiebedingte Hamsterkäufe die Nachfrage an. Aber auch bei anderen Materialien war der Markt meist recht fest im Griff der Produzenten. Für den Januar belaufen sich die Erzeugerforderungen je nach Quelle auf bis zu 200 EUR/t, bei einem Kostenanstieg für Ethylen von 65 EUR/t. Je nach Verfügbarkeit ist zu erwarten, dass zumindest die Kostensteigerung umgesetzt wird.
Angesichts der angespannten Versorgungslage konnten die Produzenten im Dezember 2020 Preisaufschläge durchsetzen, die deutlich über den C3-Kostenanstieg hinausgingen. Unterstützung erhielten sie dabei von der sehr ordentlichen Nachfrage. Im Windschatten der Aufschläge für Standard-Polypropylen verteuerten sich anteilsmäßig auch die Compounds. Der Preisauftrieb wird sich im Januar verschärfen, denn die Erzeuger werden sich nicht damit begnügen, den neuerlichen C3-Anstieg von 65 EUR/t einzupreisen, sondern peilen dreistellige Aufschläge an.
Schon seit Monaten hat sich PVC von den C2-Kosten entkoppelt, und auch zuletzt sattelten die Anbieter wegen der engen Versorgungslage noch einmal kostenübersteigende Aufschläge auf die ohnehin hohen Notierungen. Seit Mai vergangenen Jahres hat sich PVC-Basismaterial somit um mehr als 30 Prozent verteuert. Auch die Preise für Compounds und Pasten zogen weiter an. Die Verfügbarkeit bleibt auch im Januar limitiert, weshalb die Anbieter mit weiteren Aufschlägen liebäugeln.
Mit dem sprunghaften Anstieg der Styrol-Referenz schossen die Preise der Styrolkunststoffe im Dezember 2020 nach oben. Insbesondere bei Polystyrol und ABS, deren Verfügbarkeit unter teilweise extremen Engpässen leidet, erreichten die Aufschläge Werte jenseits der kräftigen Kostensteigerung. Preistechnisch müssen sich die Verarbeiter auch weiterhin auf einen rauen Winter einstellen. Denn der neuerliche Anstieg bei Styrol im Januar (+108 EUR/t) wird die Preise weiter nach oben treiben, und auch die anhaltenden Versorgungsengpässe bei Polystyrol und insbesondere ABS werden sich bei den Notierungen bemerkbar machen.
Wie erwartet tat sich im Dezember 2020 im europäischen PET-Markt wenig. Von den Vorprodukten MEG und PX kamen nur geringe Signale, die sich zudem gegenseitig aufhoben. Angebotsseitig stabilisierte sich die Lage in der europäischen Produktion weiter, wenn auch im pandemischen Weihnachtsmonat mit eher gebremstem Schaum. Importe lagen weiter in der Flaute wegen hoher Frachtraten und für die Lieferanten unattraktiven Erlösmöglichkeiten. Auch die Nachfrage blieb angesichts der Lockdowns in vielen Ländern sehr verhalten. Die Aussicht auf den ersten Monat des neuen Jahres wirkt unsicher. Einige Stimmen befürchten steigende Vorproduktkosten und Turbulenzen durch die Brexit-Situation, was preistreibend wirken könnte. Andererseits wird die flaue Nachfragelage kaum Margenerhöhungen erlauben.